Die Maori sind das indigene polynesische Volk Neuseelands. In ihrer Kultur waren Tattoos immer eine Kunstform und galten als heilig. Bis heute werden sie hoch geachtet. Da der Kopf für die Maori der heiligste Teil des Körpers ist, dürfte es nicht überraschen, dass das beliebteste Maori Tattoo das Gesichtstattoo ist, das normalerweise aus gerundeten Formen und Spiral-Motiven besteht. Maori Tattoos bedecken oft das ganze Gesicht, was für eine hohe Stellung des Trägers innerhalb der Gesellschaft steht und Macht und Ansehen repräsentiert.
Für die Maori ist das Tattoo eine Initiation und das Tätowieren aus diesem Grund ein zutiefst ritueller Vorgang. Üblich ist es, mit dem Tätowieren im Jugendalter zu beginnen. Die Tattoos werden ständig erweitert, um die wichtigen Ereignisse zu feiern, die das Leben einer Person bestimmen.
In der Kultur der Maori (und bei der überwiegenden Mehrzahl der Männer) sind Tattoos hoch angesehen und gelten schon fast als heilig und unantastbar.
Bei den originalen Techniken zum Stechen eines Maori Tattoos nutzt man keine Nadeln, sondern statt dessen Messer und Meißel aus Haifischzähnen, scharfen Knochen und Zähnen. Der Meißel, auch UHI genannt, wird normalerweise aus einem Albatros-Knochen gefertigt, manche Meißel können aber auch aus Eisen sein. Messer und Meißel können unterschiedliche Formen haben: flach, glatt und zackig. Die Wahl des verwendeten Werkzeugs hängt von der Art des zu stechenden Tattoos ab.
Die für das Maori Tattoo verwendete Tinte ist ebenfalls nichts, was man normalerweise mit Tattoos assoziieren würde. Um Farben herzustellen, nutzen die Maori natürliche Stoffe, beispielsweise verbranntes Holz für Schwarz und eine Mischung aus Pilz, verbranntem Kautschuk und Tierfett für einen helleren Farbton. Das aus dem Holz gewonnene schwarze Pigment wird für Gesichtstattoos verwendet, andere Pigmente allgemein für die Outlines und weniger wichtige Teile des Tattoos. Die Farbpigmente werden in dekorierten Gefäßen aufbewahrt, die Oko heißen, und oft von Generation zu Generation vererbt.
Bei den Maori studiert der Tattoo-Künstler vor Beginn der Arbeit sorgfältig die Gesichtsstrukturen der entsprechenden Person, um so ein Tattoo zu erschaffen, dass 'perfekt passt' . In dieser Kultur gibt es keine Mappen, aus denen man sich ein Motiv auswählt, und kein Tattoo gibt es zweimal.
Wer ein authentische Maori Tattoo haben möchte, muss auch bereit sein, den Schmerz der traditionellen Tätowiermethoden auszuhalten. Beim ersten Schritt werden tiefe Schnitte in die Haut geritzt. Danach wird der Meißel zuerst in das ausgewählte Pigment getaucht und dann in die Schnitte eingeführt. Bei einer anderen Technik taucht der Tattoo-Künstler das Skalpell in das Gefäß mit den Pigmenten, und nachdem sie in die Haut eingebracht sind, wird die Haut mit einem Hammer geschlagen.
Das Stechen eines Maori Tattoos ist ein langer und mühsamer Prozess, und da es zudem sehr schmerzhaft ist, wird gleichzeitig immer nur an bestimmten Teilen des Körpers gearbeitet, die erst heilen müssen, bevor es weiter gehen kann.
Bei Maori Tattoos gibt es zwei Hauptmotive: Das erste besteht aus simplen, normalen schwarzen Linien. Bei dem anderen, genannt Puhoro, wird der Hintergrund geschwärzt und das Muster bleibt ohne Farbe stehen.
Da Tattoos bei den Maori heilig sind, sind einer Person, die sich ein Gesichtstattoo stechen lässt, während des Prozesses oft strengste Beschränkungen auferlegt. Beispielsweise darf sie nicht mit den Händen essen, keinen Sex haben und keine feste Nahrung zu sich nehmen. Damit die frisch gestochene Haut nicht durch Nahrungsmittel infiziert wird, werden die Tätowierten bis zur Heilung durch einen Holztrichter ernährt. Um den Heilungsprozess zu beschleunigen, wird ein Mittel aus den Blättern des Karaka-Baums aufgetragen.
Nur Personen mit einer bestimmten gesellschaftlichen Stellung haben das Recht, ein Maori Tattoo zu tragen. Viele Menschen, beispielsweise Sklaven und Menschen ohne sozialen Status, durften sich traditionell bestimmte Tattoos nicht stechen lassen – vor allem Gesichtstattoos. Das Maori Gesichtstattoo ist wie eine Art Personalausweis, der den sozialen Status, Errungenschaften, Herkunft und Familienstand anzeigt. Dinge, die für einen Sklaven keine Gültigkeit hatten.
Bestimmte Stellen des Gesichtes haben unterschiedliche Bedeutungen und Wichtigkeit. Die Maori unterscheiden dabei 8 Bereiche:
Ngakaipikirau: die beiden dreieckigen Bereiche zu beiden Seiten der Mittellinie der Stirn. Diese Stelle kennzeichnet den Status einer Person und ist für jene reserviert, die von einer oder beiden Seiten der Familie einen sozialen Rang geerbt haben.
Ngunga: die dreieckigen Bereiche auf der Stirn oberhalb der Augenbrauen. Tattoos an dieser Stelle kennzeichnen die Position, die der Träger im Leben inne hat.
Uirere: beide Seiten jenseits der Nase von den Augenwinkeln entlang einer Linie zu einem Punkt auf Höhe der Nasenspitze. Diese Stelle repräsentiert die Stammeszugehörigkeit.
Uma: der Bereich von den Schläfen bis zum Mittelpunkt der Ohren. Diese Stelle zeigt Informationen zur Herkunft väter- oder mütterlicherseits, entweder von der ersten oder zweiten Ehe sowie Aufstiege im sozialen Rang.
Raurau: die Bereiche links und rechts der Nasenspitze, einschließlich Wangen bis zur Mundlinie. Diese Stelle repräsentiert die Unterschrift der Person.
Taiohou: der Bereich zwischen Raurau, mittlerer Wange und Kieferkontur. Diese Stelle repräsentiert den Beruf der Person.
Wairua: der Bereich von der Unterlippe bis zum Außenwinkel des Mundes. Diese Stelle repräsentiert die Identität einer Person und ob sie einen entsprechenden Status besitzt.
Taitoto: der Bereich am Kieferwinkel. Diese Stelle zeigt das Geburtsrecht einer Person.
Die Vorfahren sind auf beiden Seiten des Gesichts präsent, wobei die linke Seite generell die des Vaters und die rechte Seite die der Mutter ist.
Das Maori Tattoo hat im Laufe der Zeit immer mehr Liebhaber gefunden. Natürlich wird heutzutage aber zumeist mit viel moderneren Techniken tätowiert.
Hier kannst du einen Blick auf die Maori Tattoos unserer Künstler werfen.